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Atopische Dermatitis und Nahrungsmittelallergien: kann man ihnen mit der Anwendung von Kosmetika im ersten Lebensjahr vorbeugen?

Die atopische Dermatitis ist neben der allergischen Rhinokonjunktivitis und dem Asthma ein typisches Symptom der Atopie, die auf einer übermäßigen Reaktion des Immunsystems auf Allergene in der Umwelt, wie Staub, Pollen und Tierhaare, beruht.

In der Regel manifestiert sich die atopische Dermatitis als erste Erkrankung auf die eventuell Asthma und allergische Rhinokonjunktivitis folgen können. Man bezeichnet diese sequentielle Entwicklung allergischer Erkrankungen als „atopischen Marsch“.

Atopische Dermatitis und das Risiko von Nahrungsmittelallergien

Die atopische Dermatitis in den ersten Lebensmonaten erhöht das Risiko für Nahrungsmittelallergien. Je ausgeprägter die Dermatitis ist und je länger sie anhält, desto größer ist das Risiko. Im Gegensatz hierzu tragen die frühzeitige Behandlung der Dermatitis und die Eindämmung der Entzündung dazu bei, das Risiko von Nahrungsmittelallergien zu reduzieren (1).

Wie kommt es zur Sensibilisierung der Haut?

Die Ursachen von Nahrungsmittelallergien sind komplex und umfassen genetische Veranlagung, immunologische Faktoren und Umweltfaktoren. Jahrelang war man der Meinung, dass die Entwicklung von Nahrungsmittelallergien bei Babys auf eine frühe Exposition gegenüber bestimmten Lebensmitteln zurückzuführen ist, die direkt verzehrt oder durch das Stillen aufgenommen werden. Laut der „Hypothese der dualen Allergenexposition“ (2) geht man inzwischen davon aus, dass eine frühe Allergenexposition über die Haut zu einer späteren Nahrungsmittelallergie führt, während die frühe orale Aufnahme toleranzfördernd ist.

Studien haben gezeigt, dass eine gestörte Schutzbarriere der Haut, wie sie bei Erwachsenen mit atopischer Dermatitis vorliegt, die Aufnahme von Reizstoffen, Erregern und Allergenen über die Haut begünstigt. So wurde kürzlich ein direkter Zusammenhang zwischen der Verwendung von kosmetischen Mitteln, die Weizenderivate oder Erdnüsse enthalten, und dem Auftreten von Allergien gegen diese Stoffe nachgewiesen (1).

Kosmetika und die Verhinderung des „atopischen Marschs“

Da eine gestörte Hautbarriere, wie sie bei einer atopischen Dermatitis vorliegt, offensichtlich mit dem Auftreten von Nahrungsmittelallergien zusammenhängt, haben sich einige Forscher die Frage gestellt, ob rückfettende und rückfeuchtende Produkte das Entstehen von Nahrungsmittelallergien verhindern können, wenn sie bereits im frühen Kindesalter bei zu atopischer Dermatitis veranlagten Kindern angewendet werden.

Klinische Studien

  • BEEP-Studie: Eine erste klinische Studie mit dem Titel The Barrier Enhancement for Eczema Prevention (BEEP) (3) untersuchte die potenzielle präventive Rolle von zwei rückfettenden und rückfeuchtenden Produkten, die im Vereinigten Königreich häufig verschrieben werden, an einer Gruppe von Neugeborenen mit einem hohen Risiko für die Entwicklung von Ekzemen (mindestens ein Verwandter ersten Grades leidet an Ekzemen, allergischer Rhinitis oder Asthma). Die Studie zeigte keinen Zusammenhang zwischen der Verwendung dieser Produkte und der Vorbeugung von Nahrungsmittelallergien, was wahrscheinlich darauf zurückzuführen ist, dass die Inhaltsstoffe der Produkte keine barriereaufbauende Wirkung entfalten, wie eine andere Studie (4) zeigte.
  • PEBBLES-Studie: Diese zweite Studie (5) ist noch nicht abgeschlossen. In diesem Fall handelt es sich um ein rückfettendes und rückfeuchtendes Produkt, das die Hautbarriere aufbaut, d. h. ein Produkt, das neben schützenden Inhaltsstoffen, wie Paraffin, auch Inhaltsstoffe enthält, welche die Biosynthese der Haut anregen.

 

Kosmetische Eigenschaften, die den Unterschied machen

Eines ist klar: Rückfettende Cremes sind nicht alle gleich.

Produkte, die effektiv den Regenerationsprozess der Hautbarriere fördern und Entzündungen reduzieren können, sind rückfettende Cremes mit den drei wesentlichen Epidermislipiden:

  • Ceramide;
  • Cholesterin;
  • Fettsäuren.

Diese Inhaltsstoffe können die Regeneration der Haut begünstigen, wenn sie in einem geeigneten Trägerstoff eingeschleust sind, der eine semi-okklusive Wirkung auf der Hautoberfläche erzeugt.

Hautreinigung und Händewaschen: Ein wichtiger Schritt

Um die Hautbarriere vor allem bei Babys in gutem Zustand zu halten, spielen auch die verwendeten Reinigungsprodukte eine wichtige Rolle. Zu aggressive Reinigungsprodukte können die bereits durch atopische Dermatitis beeinträchtigte Hautbarriere weiter schwächen oder die zwar gesunde, aber sehr zarte Haut des Babys reizen. Deshalb ist es wichtighautschonende Reinigungsprodukte zu verwenden, also solche die Lipide zur Schmutzentfernung nutzen. Alternativ kann auch ein Hautreinigungsprodukt verwendet werden, das nur sanfte Tenside enthält.

Ein letzter wichtiger Tipp: Vor dem Auftragen eines Produkts auf die Haut des Babys sollte man sich gründlich die Hände waschen. Das verhindert, dass etwaige Nahrungsmittelallergene auf die Haut des Babys übertragen werden.

Bibliografie

  1. Tsuge et al. Current insight into atopic march Children (2021) 8: 1067.
  2. A. Brough et al. Epicutaneous sensitization in the development of food allergy: what is the evidence and how can this be prevented? Allergy (2020) 75(9): 2185-2205.
  3. E. Bradshaw et al. Emollients for prevention of atopic dermatitis: 5-year Findings from the BEEP randomized trial Allergy (2023) 78: 995–1006.
  4. G. Danby et al. A functional mechanistic study of the effect of emollients on the structure and function of the skin barrier Br J Dermatol (2016) 175(5): 1011-1019.
  5. Lowe A, et al. BMJ Open (2019) 9: e024594.